1929
Am 14. November wird Horst Janssen in Wandsbek bei Hamburg geboren. Er ist das uneheliche Kind der Schneiderin Martha Janßen und des Schwaben Gerhard Karl Bauder. Janssen wächst bei den Eltern seiner Mutter in Oldenburg auf. Schneidermeister Fritz Janßen adoptiert seinen Enkel. Einen Kontakt zu seinem Vater wird es nie geben.
1937-1941
Janssen besucht in Oldenburg die Grundschule Röwekamp, die Heiligengeisttorschule sowie später die Mittelschule Margaretenstraße (heutige Paulus-Schule).
1939
Tod des Großvaters.
1942-1945
Janssen wird Schüler der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (Napola) in Haselünne, Emsland. Besonders fördert ihn der dortige Zeichenlehrer Hanns Wienhausen.
1943
Tod der Mutter.
1945
Aufnahme im kriegszerstörten Hamburg bei Anna Johanna („Tantchen“), der Schwester seiner Mutter, die ihn 1944 adoptiert hatte. Zunächst wohnten sie in der Burchardstraße, später in der Warburgstraße (Harvestehude).
1946-1951
Studium bei Alfred Mahlau in der Klasse für freie und angewandte Grafik an der Landes-Kunstschule Hamburg, der heutigen HFBK.
1947
Erste autodidaktische expressionistische Versuche in der Technik des Holzschnitts.
1950
Geburt des Sohnes Clemens, der in der Familie der Mutter, Gabriele Gutsche, aufwächst.
1951
Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.
1952
Lichtwark-Stipendiat; er verlässt die Landeskunstschule unfreiwillig.
1952-1960
Auftragsarbeiten (darunter auch Ölbilder) für den Buntpapierfabrikanten Guido Dessauer in Aschaffenburg. Erste Beschäftigung mit der Lithografie.
1953
Anklage wegen versuchten Mordes aus Eifersucht an Judith Schlottau (der Frau seines Freundes Günter Schlottau und Janssens Geliebte vom Herbst 1952 bis Oktober 1953).
Wegen Trunkenheit wird Janssen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, die er wegen eines abermaligen Alkoholdelikts antreten muss. Er verbringt daraufhin 1955 drei Wochen in der Justizvollzugsanstalt Glasmoor.
1955
Ehe mit Marie Knauer.
1956
Geburt der Tochter Kathrin, genannt „Lamme“.
1957
Erste „Flur“-Ausstellung in der Warburgstraße 33 mit großformatigen Farbholzschnitten, mit denen Hans Brockstedt, Janssens Galerist, in Hannover erste Verkaufserfolge erzielt.
Ab 1957 intensive Beschäftigung mit der Radiertechnik, angeleitet durch Paul Wunderlich.
1959
Scheidung von Marie Knauer.
Ehe mit der Galeristin Birgit Sandner, die bereits nach wenigen Wochen wieder geschieden wird.
Janssen ergänzt seine Technikpalette um Blei- und Farbstift.
Ab November wird Hans Brockstedt für eineinhalb Jahre Untermieter und Mitbewohner in der Warburgstraße 33.
1960
Hochzeit mit Verena von Bethmann Hollweg und Geburt des Sohnes Philip 1961.
1964
Kunstpreis der Stadt Darmstadt.
1965-67
Erste Werkschau in der Kestner-Gesellschaft, Hannover. Die Ausstellung wandert von Januar 1966 bis Januar 1967 nach Hamburg, Darmstadt, Stuttgart, Berlin, Düsseldorf, Lübeck, Basel und München.
Janssen lehnt einen Ruf an die Landeskunstschule am Lerchenfeld ab.
Verleihung des Edwin-Scharff-Preises der Stadt Hamburg an Janssen und Paul Wunderlich.
1967
Tod von Janssens Tante Anna und des von ihm hochverehrten Lehrers Alfred Mahlau.
Umzug nach Blankenese in den Mühlenberger Weg 22.
1968
Einladung zur 34. Biennale nach Venedig, zusammen mit Richard Oelze und Gustav Seitz. Janssen erhält dort den 1. Preis für Internationale Grafik.
Beginn der Beziehung zu Gesche Tietjens („Panne“).
Im Herbst lernt Janssen den Publizisten Joachim Fest kennen. Über Fest wiederum entsteht der Kontakt zu Wolf Jobst Siedler und dem Propyläen-Verlag.
1969
Scheidung von seiner dritten Ehefrau Verena.
Beginn der Freundschaften mit dem Sammler Gerhard Schack und dem Drucker Hartmut Frielinghaus.
1969-1972
Reisen nach Skandinavien und ins Tessin in Begleitung von Gesche Tietjens.
Landschaft wird zum neuen künstlerischen Motiv für Janssen.
1972
Kurze Liebesbeziehung mit Roswitha Harting, die Janssen auf der zweiten Tessin-Reise kennenlernt.
Ende des Jahres Trennung von Gesche Tietjens.
1973
Zweite Janssen-Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft, Hannover.
Geburt von Adam Janssen, dem gemeinsamen Sohn von Janssen und Gesche Tietjens.
Die Geliebte Bettina Sartorius zieht für einige Monate in den Mühlenberger Weg. Als sie Janssen verlässt, unternimmt er einen Selbstmordversuch.
1974
Beginn einer Beziehung mit Birgit Jacobsen.
Neben Zeichnungen und Bildbriefen wirbt Janssen mit Collagen, Leporellos und Kleinstobjekten um die Verheiratete.
1975
Schiller-Preis der Stadt Mannheim.
1976
Trennung von Birgit Jacobsen.
Durch seinen Drucker Hartmut Frielinghaus lernt Janssen Viola Rackow („Vriederich“) kennen. Die bis Sommer 1978 andauernde Liebesbeziehung inspiriert ihn zu zahlreichen erotischen Aquarellen.
1977
Einladung zur documenta 6
1978
Plakatausstellung im Oldenburger Stadtmuseum.
Biermann-Ratjen-Medaille der Stadt Hamburg.
1978-79
Beziehung mit Kerstin Schlüter.
1980
Ausstellungen im Art Institute of Chicago und im Busch-Reisinger-Museum, Cambridge, USA.
1981
Die Publikation „Querbeet. Aufsätze, Reden, Traktate, Pamphlete, Kurzgeschichten, Gedichte und Anzüglichkeiten“ versammelt Janssens schriftstellerische Arbeiten seit 1950.
1982
Ausstellungen in der Albertina, Wien, im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, im Museum of Modern Art, Kamakura, im Isetan Museum, Tokio, sowie im Munch Museum, Oslo.
Das Pamphlet „Angeber Icks. 1ne Quijoterie“ erscheint: eine Polemik in Wort und Bild gegen den Kunstmarkt und die von Janssen meistverachteten zeitgenössischen Künstlerkollegen, allen voran Andy Warhol und Joseph Beuys.
Janssen nimmt zum zweiten Mal an der 40. Biennale in Venedig teil.
Janssen lernt Dierk Lemcke kennen, der ab diesem Zeitpunkt zu seinem wichtigsten Verleger wird.
1983-1985
Wanderausstellung in den USA.
1984
Stefan Blessin publiziert eine erste Janssen-Biografie im Eigenverlag, nachdem Janssen eine Veröffentlichung im Verlag Hoffmann und Campe untersagt hat.
1985
Ausstellungen in Nowosibirsk und Moskau, initiiert durch den Göttinger Sammler Tete Böttger. Ende 1985 beginnt die acht Monate andauernde Liebesbeziehung zu der fast 36 Jahre jüngeren Annette Kasper.
1986
Eine zweite große Textsammlung erscheint beim Münchner dtv-Verlag: „An und für mich. Selbstisches, Briefliches, Poetisches, Hämisches, Deklamatorisches,
Gesprochenes und alles Gedruckte 1981–1986“.
1987
Der erste Band der Janssen-Autobiografie „Hinkepott. Autobiographische Hüpferei in Briefen und Aufsätzen“ erscheint im Merlin Verlag.
1989
Der zweite Band seiner Autobiografie erscheint: „Johannes. Illustrierte Briefe ‚Hinke-pott II’. Morgengrüße, Nachtgedanken, Geständnisse, Erinnertes, Verwirrungen und Ungezogenheiten“, wiederum im Merlin Verlag.
1990
Am Morgen des 19. Mai stürzt Janssen durch die Bretter des morsch gewordenen Balkons vor seinem Haus, seinem „Söller“ in die Tiefe. Die Säure aus den Radierwannen verätzt seine Augen, Janssen droht zu erblinden. Die neue Freundin Heidrun Bobeth begleitet Janssen in der Zeit der Heilung und inspiriert ihn zu der 100 Landschaftsaquarelle umfassenden „Bobethanien“-Serie. Darüber hinaus verarbeitet er in „Der Foliant. Eine exhibitionistische Dokumentation der Unfallgeschichte“ das Unglück und seine Genesung.
Janssen wird mit dem Oldenburg-Preis der Oldenburgischen Landschaft ausgezeichnet.
1991
Ausstellung der „Bobethanien“-Landschaften im Dresdner Albertinum.
Wanderausstellung in Japan und Norwegen.
Mitte 1991 kommt es zur endgültigen Trennung von Heidrun Bobeth.
Im August 1991 zieht Lamme Janssen mit ihrer Tochter Kalayni in den Mühlenberger Weg.
1992
Ehrenbürgerwürde der Stadt Oldenburg.
1994
Anlässlich seines 65. Geburtstages präsentieren die Hamburger Kunsthalle, das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und das Altonaer Museum zeitgleich Janssen-Ausstellungen.
1995
Nach mehreren Schlaganfällen stirbt Janssen nach Krankenhaus- und Rehaklinikaufenthalt am 31. August im Mühlenberger Weg. Beisetzung auf dem Gertruden Kirchhof in Oldenburg.
2000
Im November wird das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg eröffnet. Die Einrichtung eines Janssen-Museums in Hamburg war 1989 gescheitert.