Georg Baselitz (* 23. Januar 1938 in Deutschbaselitz, Sachsen; eigentlicher Name Hans-Georg Kern) ist ein deutsch-österreichischer Maler, Bildhauer und Grafiker. International bekannt wurde er in den 1970er-Jahren mit figurativen, expressiven Gemälden. Baselitz’ künstlerische Einflüsse ergeben sich aus einer Vielzahl von Inspirationen, wie Illustrationen der Sowjetzeit, manieristische Druckgrafiken und afrikanische Skulpturen. Die Zerstörung und das Leid des Zweiten Weltkrieges haben den Künstler nachhaltig beeinflusst. In diesem Zusammenhang erklärte Baselitz in einem Interview: „Ich bin in eine zerstörte Ordnung hineingeboren worden, in eine zerstörte Landschaft, in ein zerstörtes Volk, in eine zerstörte Gesellschaft. Und ich wollte keine neue Ordnung einführen. Ich hatte mehr als genug sogenannte Ordnungen gesehen. Ich war gezwungen, alles in Frage zu stellen, musste erneut ‚naiv‘ sein, neu anfangen.“[1][2]
Das Thema der Zerstörung kehrt, nebst weiteren autobiografischen Gegebenheiten, in vielen seiner Arbeiten wieder. Ordnungen und Konventionen der Wahrnehmung mithilfe seiner Malerei zu stören, ist seither ein wichtiges Leitmotiv in Baselitz’ Arbeiten.[3] Seit 1969 malt er seine Motive auf dem Kopf, was ihm zum Durchbruch verhalf und seine Werke bis heute unverkennbar macht.. Als der Künstler 1958 nach West-Berlin zieht, gibt er sich nach seinem Geburtsort den Künstlernamen Georg Baselitz.
Baselitz studiert ab 1956 an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Ost-Berlin, zu seinen Professoren gehören Walter Womacka und Herbert Behrens-Hangler. Befreundet ist er mit den Malern Peter Graf und Ralf Winkler (d.i. A.R. Penck). Nach zwei Semestern wird Baselitz 1957 wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ von der Hochschule geschmissen. Er setzt sein Studium an der Hochschule für bildende Künste in West-Berlin bei dem abstrakten Maler Hann Trier fort.
Bereits die frühen Werke zeigen eine expressive und figurative Malweise. Georg Baselitz beschäftigt sich mit dem Thema der Anamorphose, zudem setzt er sich mit der Kunst von Geisteskranken auseinander, die er in der Sammlung Prinzhorn sieht. 1961/62 entstehen zwei Manifeste („1. Pandämonium“, „2. Pandämonium“), in denen Georg Baselitz, gemeinsam mit Eugen Schönebeck, eine malerische Positionsbestimmung formuliert, die sich auf den Symbolismus bezieht.
1963 findet in der Berliner Galerie Werner & Katz die erste Einzelausstellung statt. Die Gemälde „Die große Nacht im Eimer“ und „Der nackte Mann“ wirken sexuell so anstößig, dass sie von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt werden.
1965 erhält Georg Baselitz ein Stipendium für die Villa Romana in Florenz, dort entstehen die „Helden“-Bilder. Zu dieser Serie gehört auch das Bild „Die großen Freunde“, das Baselitz 1966 in seiner dritten Schrift „Warum das Bild ‚Die großen Freunde‘ ein gutes Bild ist!“ kommentiert.
1966 zieht der Maler nach Osthofen bei Worms. In seinen Werken sucht er weiter nach Möglichkeiten, das Bildmotiv zu destruieren. Die „Fraktur“-Bilder führen schließlich dazu, dass Georg Baselitz das Bildmotiv um 180 Grad dreht und auf den Kopf stellt. Diese Umkehrmethode wird zum Charakteristikum und macht Baselitz berühmt. Sie gibt ihm die Möglichkeit, größtmögliche Autonomie von Form und Farbe zu erreichen, ohne auf den Gegenstand zu verzichten.
Neben den Gemälden entsteht auch ein umfangreiches Druckgrafisches Werk. In den 1960er Jahren arbeitet Georg Baselitz vor allem mit dem Holzschnitt, in den 1907er Jahren entstehen großformatige Linolschnitte. Um 1979/80 beginnt er mit bildhauerischen Arbeiten aus Holz, Figuren und Köpfe, die er grob behaut und mit Farbe bemalt.
Ab 2005 entstehen die „Remix-Arbeiten“, Georg Baselitz malt noch einmal einzelne seiner Werke, nicht als Kopie sondern als gleiches Motiv zu einer neuen Zeit, vor einem veränderten Zeithintergrund. Die Ausstellung „Baselix Remix“ wird 2006 in der Pinakothek der Moderne in München gezeigt.
Georg Baselitz lebt und arbeitet in Derneburg und in Italien.