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Diese Szene zeigt uns eine Momentaufnahme eines Besuches im Zoologischen Garten von Dresden, wohl einen Moment des Innehaltens.

Es lässt sich kein vergleichbares Motiv finden, somit ist diese Darstellung von ausgesprochener Seltenheit und ein wichtiges Zeitdokment.



Der Sommer im Jahr 1910, den Kirchner, Pechstein und Erich Heckel in Moritzburg, nordwestlich von Dresden verbringen, hat in der Geschichte der „Brücke“ einen mythischen Status erlangt. Die Künstler verwirklichen hier ihren Traum einer Verschmelzung von Leben und Kunst. Sie malen und zeichnen, gehen gemeinsam mit ihren Modellen nackt baden, spielen mit Bumerangs und Pfeil und Bogen und tollen im Schilf umher, das die Teiche umgibt. Sie leben hier ihre Vorstellung einer ursprünglichen Lebensweise aus, die von ihrer Begeisterung für Stammeskunst inspiriert ist, ebenso von den geschnitzten und bemalten Holzbalken von der mikronesischen Insel Palau im Museum für Völkerkunde in Dresden (Abb.) sowie der Ausstellung über Dörfer von „Ureinwohnern“, wie sie im Dresdner Zoo gezeigt werden (damit sollte die Unterstützung der Öffentlichkeit für die kolonialen Bestrebungen Deutschlands befördert werden). Wie viele der breit gefächerten Reformbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts (darunter die Freikörperkultur, Sonnenanbetung, Vegetarismus und freier Ausdruckstanz) wollen die Künstler der „Brücke“ Kunst und Gesellschaft erneuern, indem sie die Fassade urbaner Zivilisation abzustreifen versuchen, um so zu einer natürlichen und ursprünglichen Lebensweise zurückzufinden.

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