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Gerhard Richter

Werke

Biografie

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1932: 9. Februar: Gerhard Richter wird im Krankenhaus in Dresden-Neustadt als Sohn von Hildegard Richter, einer Buchhändlerin, und Horst Richter, einem Realschullehrer, geboren.


1933: 30. Januar: Adolf Hitler wird Reichskanzler.


1936: Die Familie Richter zieht nach Reichenau (heute Bogatynia, Polen), östlich von Dresden. Richters Schwester Gisela wird geboren.


1939: 1. September: Deutscher Überfall auf Polen; Horst wird zum Wehrdienst einberufen und an die Ostfront gesandt.


1942: Richter tritt den Pimpfen, der Nachwuchsorganisation der Hitlerjugend, bei.


1943: Hildegard zieht mit den Kindern in das ländliche Waltersdorf, um den zunehmenden Gefahren des Zweiten Weltkriegs zu entfliehen. Horst wird an die Westfront versetzt. Er wird von den Alliierten festgenommen und verbringt die Zeit bis zum Ende des Krieges in amerikanischer Gefangenschaft.


1944: Richters Onkel Rudi fällt im Krieg; 1965 wird er zum Gegenstand des Foto-Bildes Onkel Rudi [WVZ: 85].


1945: Tod von Richters Tante Marianne, die im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nazis ums Leben kommt; Richter porträtiert sie im 1965 geschaffenen Foto-Bild Tante Marianne [WVZ: 87].


Februar: Dresden wird durch Luftangriffe der Alliierten zerstört.


Dezember: Richter bekommt von seiner Mutter eine einfache Kassettenkamera zu Weihnachten geschenkt. Werner Jungmichel, Besitzer eines Fotolabors in Waltersdorf, unterrichtet den jungen Richter im Entwickeln von Fotografien, Fertigkeiten, die dieser später als Hilfsmittel in seiner Malerei und zur Dokumentation seiner Arbeit einsetzen wird.


1946: Horst kehrt nach Kriegsende heim, kann jedoch aufgrund seiner früheren Mitgliedschaft in der NSDAP nicht in den Lehrerberuf zurückkehren. Er nimmt stattdessen eine Stellung als Hilfsarbeiter in einer Weberei in Zittau an. Richter unternimmt den ersten ernsthaften Versuch einer Aktzeichnung, die er aus einem Buch kopiert. Er schreibt sich an der Handelsschule in Zittau ein, wo er in Stenografie, Maschinenschreiben und Buchführung unterrichtet wird. Er freundet sich mit Hans Lillig an, einem Wandmaler, der in Waltersdorf lebt und arbeitet sowie eine Klasse an der örtlichen Schule leitet.


1947: Richter besucht einen Abendkurs in Malerei.


1948: Abschluss der Handelsschule.


1949: Richter arbeitet als Schriftenmaler in Zittau.


7. Oktober: Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).


1950: Februar: Richter arbeitet für ungefähr sechs Monate als Assistent in der Abteilung Bühnenmalerei am Stadttheater in Zittau.


August: Er entscheidet sich für eine Laufbahn als professioneller Künstler und bewirbt sich erfolglos für das Wintersemester 1950/51 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.


Oktober: Auf Anraten der Hochschule, erst in einem volkseigenen Betrieb zu arbeiten und sich dann von dort aus delegieren zu lassen, nimmt Richter eine Stelle als Betriebsmaler in der Deutschen Werbe- und Anzeigen-Gesellschaft (DEWAG) in Zittau an.


1951: Richter bewirbt sich erneut an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und wird angenommen. Er kündigt seine Stelle bei der DEWAG und kehrt nach Dresden zurück.


Es war alles zerstört. Nur Berge von Trümmern, links und rechts von dem was mal Straßen waren. Jeden Tag liefen wir da von der Akademie zur Mensa nur durch Trümmer, ca. zwei Kilometer und wieder zurück.


[Dietmar Elger, Gerhard Richter, Maler, Köln, 2008, S. 18]


September: Er schreibt sich an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste ein. Richters künstlerisches Werk dieser Zeit ist gekennzeichnet von zwei eigenständigen Schaffensbereichen: seinen offiziellen Aufträgen und einem privaten, weitaus experimentelleren Teil.


Diese Dresdner Zeit hat mich in einem allgemeinen Sinn doch sehr grundsätzlich geprägt. Auf jeden Fall viel mehr als es mir bewusst war, das merkte ich erst im Alter. Aber die ‚große Tradition der deutschen Malerei‘, die wurde mir doch nur sehr gebrochen vermittelt, einmal durch die ideologisierende Betrachtung von Kunst, die uns gelehrt wurde, und zum anderen durch die aktuellen Auffassungen von moderner Kunst, die uns mehr oder weniger deformiert aus dem Westen erreichten.


[Interview mit Jeanne Anne Nugent 2006 in: Gerhard Richter: Text 1961 bis 2007, Köln, 2008, S. 520]




Richter (links) mit Heinz Lohmar in dessen Klasse für Wandmalerei, 1954

1953: Richter schreibt sich in die Wandmalereiklasse von Heinz Lohmar ein.


1955: Richter malt Das Abendmahl, ein Wandgemälde in der Mensa der Hochschule und inszeniert mit seinen Künstlerfreunden Joachim Jastram und Alfred Thomalla Wahnsinn und Erhängung, zwei performative Fotografien.


Sommer: Er reist nach Hamburg und München in Westdeutschland und besucht Paris.


Dezember: Richter erhält den Auftrag, ein Wandbild für das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden zu gestalten.




Wandbild Lebensfreude im Deutschen Hygienemuseum, Dresden, 1956

1956: Richter schließt das Studium an der Hochschule für Bildende Künste ab und beendet das Projekt Lebensfreude für das Hygiene-Museum. Bald erhält er genügend Aufträge, um sich selbstständig zu machen.


In den Jahren vor seiner Übersiedlung in den Westen vollendet er mehrere Wandgemälde, unter anderem eine Arbeit für einen Kindergarten, die auf Motiven aus den Geschichten aus 1001 Nacht basiert.


Richter bleibt als Aspirant an der Hochschule und unterrichtet während der nächsten drei Jahre Abendkurse im Aktzeichnen. In dieser Zeit erhält er ein Stipendium und bekommt ein Atelier zur Verfügung gestellt. Manfred Kuttner, einer seiner Studenten, wird in den 1960er-Jahren zu einem Mitstreiter Richters werden, nachdem beide in die BRD übergesiedelt sind.


Ich suchte bis dahin immer nach einem möglichen dritten Weg, wo der östliche Realismus und der westliche Modernismus irgendwie zu einem neuen und irgendwie erlösenden Gebilde werden. Außerdem lag es mir auch nie, im Untergrund zu arbeiten, unerkannt und isoliert trotzen, das war nicht meine Sache.


[Elger 2008, S. 31]


1957: Er fertigt Elbe an, eine Serie von 31 Monotypien.


Juni: Richter heiratet Marianne (Ema) Eufinger in Westdeutschland.




Wandgemälde Arbeiteraufstand in der Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei (SED) in Dresden, 1959

1958: Er besucht die Weltausstellung in Brüssel.


1959: Richter schließt das Wandgemälde Arbeiteraufstand für die Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei (SED) in Dresden ab.


Sommer: Richter besucht die documenta II in Kassel. Er ist beeindruckt von den Arbeiten der Maler Jackson Pollock und Lucio Fontana. Richter fotografiert einige der ausgestellten Werke, die er dann befreundeten Künstlern in Dresden zeigt.


Die Unverschämtheit! Von der war ich sehr fasziniert und sehr betroffen. Ich könnte fast sagen, dass diese Bilder der eigentliche Grund waren, die DDR zu verlassen. Ich merkte, dass irgendetwas mit meiner Denkweise nicht stimmte.


[Interview mit Benjamin H.D. Buchloh 1986 in: Richter 2008, S. 165]


In der Zeit zwischen seiner Rückkehr aus Kassel und seiner Übersiedlung in den Westen beschäftigt er sich unter anderem mit der Stilrichtung des Informel und malt Stillleben, die von Giorgio Morandi inspiriert sind.


Mir ging es ja zum Schluss relativ gut in der DDR. Mit der Berufsbezeichnung Wandmaler war ich nicht so den Formalismus-Vorwürfen ausgesetzt wie die Tafelmaler […]. Aber das war eine unbefriedigende Aussicht, vor allem deshalb, weil die Bilder, die ich wie gewohnt nebenher machte und die ja mein eigentliches Anliegen waren, immer schlechter wurden, unfreier und unechter.


[Elger 2008, S. 39]


1961: März: Richter reist allein in die Sowjetunion. Auf dem Rückweg lässt er einen zusätzlichen Koffer im Bahnhof Berlin Tempelhof zurück und fährt weiter nach Dresden, um seine Frau Ema abzuholen. Am nächsten Morgen bringt ein Freund das Paar nach Ost-Berlin, von wo beide mit der S-Bahn in den Westsektor fahren.


Nach 8 Tagen Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Göttingen fahren sie weiter nach Oldenburg, wo Emas Eltern leben. Richter reist von dort alleine weiter nach Düsseldorf; Ema stößt später zu ihm. Er wird erst 25 Jahre später wieder nach Dresden zurückkehren.


Frühling: Richter taucht in die Kunstszene ein. Er zieht einen Schlussstrich unter seine Zeit im Osten, indem er Fotografien seiner Werke, die er in Dresden geschaffen hat, in einem Portfolio organisiert. Er schafft Arbeiten im Stil des Informel und gibt ihnen Titel wie Wunde und Narbe. Er bewirbt sich an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf und wird im Wintersemester in die von Ferdinand Macketanz geleitete Klasse aufgenommen.


13. August: Der Bau der Berliner Mauer beginnt.




Einladungskarte für die Ausstellung Kuttner, Lueg, Polke, Richter in der Kaiserstraße 31a, Düsseldorf, Mai 1963

1962: Er schafft seine ersten Foto-Bilder. Richter malt das Gemälde Tisch [WVZ: 1], das er später als ersten Eintrag in seinem selbst erstellten Werkverzeichnis aufführen wird.


Als ich die ersten Fotos abmalte, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, etwas Besonderes und vor allem etwas Eigenes zu machen. Im damaligen Jargon hieß das auch etwas ,Radikales’. Und die, die das sahen, hatten plötzlich keine Argumente mehr, außer dem einen natürlich, daß das so nun auch nicht geht: überhaupt keine Regel beachten und einfach nur ein Photo abmalen.


[Elger 2008, S. 58]


Februar: Wiedervereint mit Kuttner, lernt er Konrad Lueg (später Konrad Fischer) und Sigmar Polke auf einer Ausstellung zum Abschluss des Wintersemesters der Kunstakademie kennen.


Sommer: Richter wechselt gemeinsam mit Lueg und Polke in die Klasse von Karl Otto Götz.


8.–30. September: Richters erste professionelle Ausstellung M. Kuttner – G. Richter: Düsseldorf wird in der Galerie Junge Kunst, Fulda gezeigt. Im Anschluss an die Ausstellung verbrennt er die dort gezeigten Arbeiten.




Möbelhaus Berges, Ort der Ausstellung Leben mit Pop: eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus, Oktober 1963

1963: Richter malt weitere Foto-Bilder und legt ein Verzeichnis seiner Arbeiten an, beginnend mit Tisch [WVZ: 1].


Die Januar-Ausgabe des Magazins Art International macht Richter und seine Freunde mit Pop Art bekannt.


Februar: Während der jährlichen Ausstellung am Semesterende macht Lueg Richter mit den Arbeiten von Blinky Palermo bekannt. Palermo und Richter treffen sich später im Jahr an der Kunstakademie.


Frühling: Richter reist mit Lueg nach Paris, wo sie sich in Galerien als deutsche Pop Art-Künstler vorstellen. In der Galerie Ileana Sonnabend sehen sie Arbeiten von Roy Lichtenstein.




Hirsch (Ausschnitt), WVZ: 7, 1963

11.–26. Mai: Die Ausstellung Kuttner, Lueg, Polke, Richter wird in einem leerstehenden Geschäft in der Kaiserstraße 31a, Düsseldorf gezeigt. Die gemeinsam gestaltete Einladung greift verschiedene ‚-ismen‘ auf und fragt: Pop Art? Imperialistischer Realismus? Antikunst? Nouveau Realisme? Neo-Dada? In einem Brief an die Neue Deutsche Wochenschau beschreibt Richter das Projekt als „die erste Ausstellung der ‚Deutschen Pop-Art’“ und prägt den Begriff ‚Kapitalistischer Realismus‘.


11.–25. Oktober: Die Ausstellung mit Konrad Lueg: Leben mit Pop: Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus im Möbelhaus Berges, Düsseldorf findet statt. Bei dieser ‚Demonstration‘ in einem Möbelkaufhaus zeigen die beiden Künstler ihre Arbeiten zusammen mit Möbeln, die auf Podesten arrangiert werden und präsentieren auch sich selbst als Kunstwerke.


Wir haben uns nicht als Künstler, sondern als Skulptur präsentiert. Ich wollte mich als Bewohner ausstellen, als Spießer, mit dieser armseligen Decke auf dem Sofa.


[Elger 2008, S. 83]




Schärzler, WVZ: 17, 1964

1964: Richter beginnt, einen Projektor für seine Foto-Bilder zu benutzen. Seine ersten Vorhang-Bilder entstehen.


Februar: Die dritte und letzte Ausstellung in der Kunstakademie Düsseldorf findet statt. Richter fährt gemeinsam mit Polke, Lueg und Kuttner nach Wuppertal, wo sie ihre Arbeiten im Vorgarten von Rudolf Jährlings Villa in der Moltkestraße 61 installieren. Aufgrund dieser Aktion erhalten sie die Möglichkeit einer Gruppenausstellung, welche wenig später in Jährlings Galerie Parnass zu sehen ist.


10. Juni–10. Juli: Gerd Richter: Fotobilder, Portraits und Familien in der Galerie Friedrich & Dahlem, München wird organisiert. Seine Arbeiten werden gemeinsam mit denen von Peter Klasen präsentiert.


Juli: Richter verlässt die Akademie. Er besucht das Fluxus-Festival an der Technischen Hochschule, Aachen.


9.–30. September: Gerhard Richter, seine erste Einzelausstellung, wird in der Galerie Schmela, Düsseldorf ausgerichtet.


16. September–5. November: Richter nimmt gemeinsam mit Lueg, Polke, Wolf Vostell und anderen an der Ausstellung Neo-Dada, Pop, Decollagé, Kapitalistischer Realismus zur Eröffnung der Galerie René Block in Berlin teil.


19. Oktober–20. November: Uwe Lausen, Natai Morosov, Gerd Richter, Galerie Friedrich & Dahlem, München.


18. November–5. Januar 1965: Gerd Richter: Bilder des Kapitalistischen Realismus, Galerie René Block, Berlin.


20. November–30. Dezember: Neue Realisten: Konrad Lueg, Sigmar Polke, Gerd Richter, Galerie Parnass, Wuppertal.


Kontakt mit gleichdenkenden Malern – eine Gruppe ist für mich sehr wichtig; es kommt nichts von alleine. Wir haben zum Teil unsere Ideen im Gespräch entwickelt. Eine Isolation auf dem Dorf wäre z. B. nichts für mich. Man ist von seiner Umwelt abhängig. In diesem Sinn ist der Austausch mit anderen Künstlern, speziell die Zusammenarbeit mit Lueg und Polke, für mich wichtig und Teil der Information, die ich brauche.


[Notizen 1964 (-1967) in: Richter 2008, S. 23]




Onkel Rudi (Ausschnitt), WVZ: 85, 1965

1965: Richter malt Onkel Rudi [WVZ: 85] und Vorhang-Arbeiten und kreiert Hund, seine erste Edition, mit nur 8 Exemplaren. Er beginnt, seine eigenen Fotografien als Ausgangsmaterial für seine Foto-Bilder zu benutzen.


Sommer: Er besucht die Ausstellung Hommage à Marcel Duchamp im Museum Haus Lange, Krefeld (6. Juni–1. August 1965).


24. Juni–3. Oktober: Richters Arbeiten sind Teil der Schau Große Kunstausstellung München 1965: 14 Aspekte heutiger Kunst, Haus der Kunst, München.


10. Juli–5. August: Kapitalistisch Realisme: Richter, Lueg & Polke, Galerie Orez, Den Haag, Niederlande.


Oktober: Richter beginnt, mit Polke zusammenzuarbeiten. Gemeinsam schaffen sie das Künstlerbuch polke/richter – richter/polke, 6 Monate vor ihrer gemeinsamen Ausstellung.


27. September–13. November: Hommage à Berlin, Galerie René Block, Berlin.


24. Oktober–28. November: Tendenzen, Städtisches Museum Trier.




Ema (Akt auf einer Treppe) (Ausschnitt), WVZ: 134, 1966

1966: Richter malt seine ersten Farbtafeln und Ema (Akt auf einer Treppe) [WVZ: 134], die erste Arbeit, die auf einer eigenen Farbfotografie basiert. Er fertigt weitere Vorhang-Bilder an und beginnt einen kreativen Dialog mit Palermo.


Als ich 1966 die Farbtafeln gemalt habe, hatte das doch mehr mit Pop Art zu tun. Es waren ja abgemalte Farbmusterkarten, und der schöne Effekt dieser Farbmuster war, dass sie so gegen die Bemühungen der Neo-Konstruktivisten, Albers, etc. gerichtet waren.


[Interview mit Buchloh 1986 in: Richter 2008, S. 170]


1.–26. März: polke-richter in der Galerie h, Hannover.




192 Farben (Ausschnitt), WVZ: 136, 1966

September: Richter und Lueg planen die gemeinsame Ausstellung Sex und Massenmord in der Galerie Niepel in Düsseldorf. Beide Künstler sehen ihre Versuche, pornografischen Bildern Aufnahmen aus Konzentrationslagern gegenüber zu stellen, jedoch als Fehler an und brechen das Projekt ab.


April: Heiner Friedrich wird exklusiver Galerist Richters, der im Gegenzug ein festes monatliches Gehalt sowie einen variierenden Prozentsatz der Gewinne aus Verkäufen erhält.


5. Juni–10. Juli: Junge Generation: Maler und Bildhauer in Deutschland, Akademie der Künste, Berlin.


9.–30. September: Konrad Lueg, Gerhard Richter: Die beste Ausstellung Deutschlands, Galerie Patio, Frankfurt am Main.


11.–27. Oktober: Richter stellt die ersten Farbtafeln aus: Gerhard Richter: Farben, Galerie Friedrich & Dahlem, München.


Dezember: Hommage à Schmela, Galerie Schmela, Düsseldorf. Dies ist eine sieben Tage dauernde Serie von Einzelausstellungen. Lueg zeigt Richters Portrait Schmela [WVZ: 37-3] als Teil seiner Präsentation. Richters Beitrag am 13. Dezember ist ein Multi-Media-Porträt von Volker Bradke, einem Studenten aus der Düsseldorfer Kunstszene.


9. Dezember 1966–21. Januar 1967: Gerhard Richter, Galerie René Block, Berlin.


Dezember: Geburt der Tochter Babette (Betty).




4 Glasscheiben (Ausschnitt), WVZ: 160, 1967

1967: Richter malt Wellbleche, Röhren und Türen sowie pornografische Foto-Bilder und schafft eine erste Glaskonstruktion: 4 Glasscheiben [WVZ: 160].


Richter wird der Kunstpreis junger westen in Recklinghausen verliehen.


2. Mai–4. Juni: Gerhard Richter: Neue Bilder, Galerie Heiner Friedrich, München.


Juli: Er fertigt für die Düsseldorfer Künstlerkneipe Creamcheese ein Wandbild an, das einen liegenden Akt darstellt.


Sommer: Richter wird als Gastprofessor an die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg berufen.


13.–17. September: Kunstmarkt 67, eine Kunstmesse für zeitgenössische Kunst, wird erstmals in Köln veranstaltet.




Schattenbild (Ausschnitt), WVZ: 209-8, 1968

12.–19. September: Richter, Lueg, Polke, Palermo und andere nehmen an der Ausstellung Demonstrative 67 teil, die aus Protest gegen den Ausschluss der Galerie Friedrich & Dahlem vom Kunstmarkt 67 in einem vom Verlagshaus Dumont angemieteten Schaufenster stattfindet.


3. Oktober–15. November: Hommage à Lidice, Galerie René Block, Berlin wird organisiert, eine Ausstellung, die den Opfern des Nazi-Massakers im tschechischen Dorfes Lidice gewidmet ist. Richter zeigt Onkel Rudi [WVZ: 85].


14. Oktober–14. November: Die Wide White Space Gallery in Antwerpen zeigt Arbeiten aus den Jahren 1964–67.


21. Oktober: Konrad Fischer (früher Lueg) eröffnet eine Galerie in der Neubrückstraße 12 in Düsseldorf. Richter wird in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren seine Arbeiten bei Fischer zeigen.




Himalaja (Ausschnitt), WVZ: 181, 1968

1968: Richter malt erste Stadtbilder, Landschaften, Wolken, Berge, Seestücke, Fenster und Schattenbilder. Er beginnt Gemälde, die er für misslungen hält, zu übermalen (Graue Bilder).


Er unternimmt mit Ema und Betty eine Urlaubsreise nach Korsika. Die Fotografien, die er von der Insellandschaft aufnimmt, werden später zum Gegenstand einer Serie von Gemälden.




Bunt auf Grau (Ausschnitt), WVZ: 194-8, 1968

31. März: Der Vertrag mit Friedrich läuft aus; Richter trifft die Entscheidung, diesen nicht zu verlängern.


April: Zusammenarbeit mit Polke an Umwandlung [Edition: 14].


5.–15. April: Gemeinsam mit Uecker entsteht die Performance-Ausstellung Leben im Museum als Teil der Serie Junge Deutsche Künstler. 14×14 in der Kunsthalle Baden-Baden. Die beiden Künstler leben im Museum, das zu ihrem Atelier und Labor wird. Als Teil des Projektes findet eine Serie von Performances statt. Richter zeigt erstmals seine Stadtbilder und Berge.




Stadtbild Madrid (Ausschnitt), WVZ: 171, 1968

Juli–Oktober: Gerhard Richter, Galerie Rudolf Zwirner, Köln.


Trifft Robert Ryman, als Konrad Fischer dessen Arbeiten ausstellt.


1969: Richter malt Stadtbilder, graue Bilder, Landschaften, Wälder, Berge, Seestücke und Sternbilder und beginnt, seinen Atlas zusammenzustellen.


Bildverzeichnis [Edition: 27], eine sechsseitige Liste und sein erstes offizielles Verzeichnis der Arbeiten von 1962–69, stellt das Zahlensystem seines Werkverzeichnisses vor.


17. Januar–5. Februar: Gerhard Richter: Städte, Galerie René Block, Berlin.




Stadtbild Sa (Ausschnitt), WVZ: 219-1, 1969

27. März–22. April: Erste Ausstellung in einer öffentlichen Einrichtung: Gerhard Richter im Gegenverkehr e.V., Zentrum für aktuelle Kunst, Aachen. Die bisher größte Ausstellung seiner Werke hebt die Bandbreite seiner Arbeit hervor.


24. Mai–29. Juni: Zum ersten Mal werden seine Arbeiten in den USA ausgestellt: Nine Young Artists: Theodoron Awards im Solomon R. Guggenheim Museum, New York.


15. Juni–13. Juli: Düsseldorfer Szene, Kunstmuseum Luzern, Schweiz.


1970: Richter malt Seestücke, Stadtbilder, Graue Bilder, Landschaften und beginnt mit dem Malen von Ausschnitten und Wolkenbildern. Erste Zusammenarbeit mit Palermo: Fingerspuren [WVZ: 253]; die Arbeit gilt als zerstört.




Seestück (Gegenlicht) (Ausschnitt), WVZ: 233, 1969

14. Februar–18. Mai: Er präsentiert Alpen II [WVZ: 213] in der Ausstellung Jetzt: Künste in Deutschland heute in der Kunsthalle, Köln.


11. April–7. Mai: Erste Ausstellung in der Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf.


14. April–5. Mai: Gerhard Richter: Stadtbilder, Galerie Heiner Friedrich, München.


Bei Fischer, das hat mir Spaß gemacht, diese kleinen kaputten Bilder eng aneinandergehängt.


[Elger 2008, S. 203f.]


Oktober: Richter reicht gemeinsam mit Palermo den Vorschlag ein, 1.350 Glasfenster in 27 Farben in den Sportanlagen der Münchner Olympischen Spiele zu installieren. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gebäude jedoch bereits fertiggestellt.


10. Oktober–6. November: Erste gemeinsame Ausstellung mit Palermo, Für Salvador Dali, Galerie Ernst, Hannover; Richter zeigt dort seine Ausschnitt-Bilder zum ersten Mal.


15.-31. Oktober: Gerhard Richter: Graphik 1965-1970, Museum Folkwang, Essen. Er zeigt Fotografien und weitere Materialien, die später Teil seiner Motivsammlung Atlas werden.


November: Richter reist mit Palermo nach New York. Dort zeigen sie James Rosenquist und Robert Ryman ihre Arbeiten.




Zwei Skulpturen für einen Raum von Palermo, WVZ: 297-1, 1971

1971: Richter malt Landschaften, Details, die Brigid Polk-Serie [WVZ: 292, 305–309] und arbeitet erneut an Farbtafeln.


11. April–15. Mai: Richter zeigt Zwei Skulpturen für einen Raum von Palermo [WVZ: 297-1] in der Ausstellung Gerhard Richter, Blinky Palermo in Heiner Friedrichs neuer Galerie in Köln.


Solche Portraits wie die beiden Skulpturen, die sich da mit geschlossenen Augen ansehen, macht man ja nicht so zum Spaß oder aus taktischen Gründen, da ging es schon um Wesentlicheres, also Wertschätzung, die persönliche und die des Malers Palermo, der gegen allen Zeitgeist Kunst machte. Damals fühlte man sich schon isoliert und war froh, daß da noch einer malte und so ähnlich dachte wie man selbst.


[Elger 2008, S. 212f]


22. Juni–22. August: Erste Retrospektive, Gerhard Richter: Arbeiten 1962 bis 1971, im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Kunsthalle Düsseldorf


Sommer: Richter wird als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf berufen.


8.–17. Oktober: Richters Film Volker Bradke wird in der Ausstellung Prospekt 71: Projektion in der Städtischen Kunsthalle, Düsseldorf gezeigt – einer Ausstellung mit Schwerpunkt auf Film und Fotografie, die von Fischer und dem Galeristen Hans Strelow organisiert wurde.


Dezember: Er beginnt mit der Arbeit an den 48 Portraits [WVZ: 324/1-48].




Vermalung (grau) (Ausschnitt), WVZ: 326-2, 1972

1972: Richter malt graue Bilder, erste Vermalungen und Rot-Blau-Gelb-Gemälde.


Er lernt Benjamin Buchloh kennen, der einer seiner wichtigsten Gesprächspartner wird.


Erste Veröffentlichung des Atlas in Buchform.


März–Mai: Richter zeigt in der Galerie Heiner Friedrich, Köln zwei Diptychen [WVZ: 303 und 304], die in Gemeinschaftsarbeit mit Palermo entstanden sind.


11. Juni–1. Oktober: Im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig, Italien zeigt Richter zum ersten Mal die 48 Portraits [WVZ: 324/1-48]. Außerdem werden Stadtbilder, Berge, Wolken, und grüne Bilder ausgestellt. Der Ausstellungskatalog enthält eine illustrierte Werkübersicht von Richters Gemälden.


Der Plan, die 48 Portraits zu malen, war sehr alt. […] Als ich die Einladung nach Venedig bekam, war mir sofort klar, daß die räumlichen Bedingungen für diese Arbeite ideal sind.


[Elger 2008, S. 219]


30. Juni–8. Oktober: Jean-Christophe Ammann zeigt Acht Lernschwestern [WVZ: 130] und drei Farbtafeln in Befragung der Wirklichkeit: Photorealistische Malerei auf der documenta 5, Kassel.


August: Inspiriert von Caspar David Friedrich nimmt Richter an einer Kreuzfahrt nach Grönland teil. Die Fotografien, die er dort aufnimmt, nutzt er später als Vorlage für eine Gruppe von Landschaftsbildern, z. B. Eisberg im Nebel [WVZ: 496-1], 1982.


Dezember: Richter stellt Rot-Blau-Gelb-Gemälde in der Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf aus.


1.–30. Dezember: Im Museum voor Hedendaagse Kunst in Utrecht, Niederlande wird der Atlas zum ersten Mal gezeigt.


Dezember–Januar: Richter reist mit Ema und Betty nach Davos in der Schweiz.




Blau (Ausschnitt), WVZ: 345-3, 1973

1973: Er arbeitet an großformatigen Farbtafeln, grauen Bildern, Rot-Blau-Gelb-Gemälden und der Serie Verkündigung nach Tizian [WVZ: 343/1-2, 344/1-3].


Richter erhält den Auftrag, drei großformatige Gemälde für die neue BMW-Firmenzentrale in München zu schaffen. Er malt Rot, Gelb, Blau [WVZ: 345/1-3], die Detailaufnahmen pastoser Farbe auf 3 x 6 m großen Leinwänden wiedergeben. Um Arbeiten dieser Größe produzieren zu können, zieht er in ein größeres Studio.


23. Mai–1. Juli: Einzelausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.


15. September–15. November: Erste Einzelausstellung in New York, in der Reinhard Onnasch Gallery.


28. September–7. Oktober: Richter ist zusammen mit Palermo, Polke und anderen deutschen Malern in der Ausstellung Prospect 73: Maler, Painters, Peintres, Kunsthalle Düsseldorf vertreten.




256 Farben (Ausschnitt), WVZ: 352-2, 1974

1974: Er arbeitet weiterhin an Farbtafeln und grauen Bildern.


Die Grauen Bilder entstanden ja, als es überall schon monochrome Bilder gab. Ich habe sie trotzdem gemalt.


[Interview mit Buchloh 1986 in: Richter 2008, S. 180]


April–Mai: Richter zeigt Atlas in der Galerie Heiner Friedrich, München.


4. Dezember–12. Januar 1975: Gerhard Richter: Graue Bilder, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach.


1975: Richter arbeitet an Farbtafeln und grauen Bildern und kehrt zu den Seestücken zurück. Er malt die Serie Tourist [WVZ: 368-370], die auf Abbildungen aus der Zeitschrift Stern basiert. Die Fotografien zeigen einen Touristen, der in einem spanischen Safaripark von Löwen angegriffen wurde. Richter arbeitet außerdem an einer Reihe von Porträts der Künstler Gilbert & George [WVZ: 379-384].




Vesuv, WVZ: 407, 1976

25. April–22. Juni: Richters graue Bilder werden in der Ausstellung Fundamentele Schilderkunst im Stedelijk Museum in Amsterdam gezeigt.


27. September–21. Oktober: Einzelausstellung in der Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf; Richter zeigt Seestücke, Porträts von Gilbert & George, die Serie Tourist, graue Bilder und 1024 Farben.


30. November–18. Januar 1976: Retrospektive Gerhard Richter: Bilder von 1962–1974 in der Kunsthalle Bremen. Die Ausstellung wird im folgenden Jahr auch im Palais des Beaux-Arts in Brüssel gezeigt.


1976: Richter arbeitet weiterhin an grauen Bildern und wendet sich abermals Landschafts- und Wolkenbildern zu. Er beginnt an abstrakten Skizzen und den sogenannten „weichen“ Abstraktionen zu arbeiten.




Abstraktes Bild (Ausschnitt), WVZ: 425-2, 1977

29. August–3. Oktober: Acht Grau [WVZ: 367/1-8] werden im Städtischen Museum Abteiberg, Mönchengladbach als Teil der Ausstellung Räume: Beleg III gezeigt.


1977: Er entwirft die Glaskonstruktionen Glasscheibe [WVZ: 415/1-2] und Doppelglasscheibe [WVZ: 416]; er arbeitet an abstrakten Bildern, an zwei Porträts seiner Tochter Betty [WVZ: 425/4-5] und Blumenbildern.


Trifft die Bildhauerin Isa Genzken, die er durch Buchloh schon in den frühen 1970er-Jahren flüchtig kennenlernte.


1. Februar–21. März: Retrospektive im neu eröffneten Musée d’Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris, kuratiert von Benjamin Buchloh und Pontus Hulten.




Blumen (Ausschnitt), WVZ: 425-3, 1977

Juni: documenta 6: zwei von Richters „weichen“ abstrakten Gemälden [WVZ: 421 und 422] werden für die umstrittene Ausstellung ausgewählt. Unzufrieden mit der Hängung seiner Bilder reicht Richter einen formellen Antrag auf Umhängung ein. Als dieser unbeantwortet bleibt, hängt er die Gemälde eigenhändig ab und lässt sie zurück in sein Atelier transportieren.


18. Oktober: Die seit den späten 1960er-Jahren andauernde Konfrontation zwischen dem westdeutschen Staat und der Roten Armee Fraktion endet tragisch. Nachdem Holger Meins 1975 an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben war und Ulrike Meinhof 1976 erhängt in ihrer Zelle gefunden wurde, werden am 18. Oktober 1977 auch Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe tot in ihren Zellen im Gefängnis Stuttgart Stammheim aufgefunden. Diese Ereignisse verarbeitet Richter 1988 in dem 15 Gemälde umfassenden Zyklus 18. Oktober 1977 [WVZ: 667-674].


22. Oktober–22. November: Richter stellt abstrakte Bilder in der Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf aus.




Abstraktes Bild (Ausschnitt), WVZ: 432-5, 1978

1978: Richter malt Wolken und abstrakte Bilder, u. a. Abstraktes Bild [WVZ: 432-5], das er dann aus verschiedenen Winkeln fotografiert. Aus den Detailaufnahmen entsteht die Arbeit 128 Fotos von einem Bild [WVZ: 441].


14. Januar–11. Februar: Ausstellung neuer Gemälde in der Sperone Westwater Gallery, New York.


Sommer: Gastprofessor am Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, Kanada.


21. August–9. September: Richter zeigt 128 Fotos von einem Bild im Nova Scotia College of Art and Design, Halifax.




Abstraktes Bild (Ausschnitt), WVZ: 434, 1978

22. September–31. Oktober: Gerhard Richter: 48 Portraits wird in der Midland Group, Nottingham, Großbritannien gezeigt.


8. Oktober–5. November: Ausstellung der abstrakten Bilder im Stedelijk van Abbemuseum, Eindhoven, Niederlande. Im folgenden Jahr werden die Bilder auch in der Whitechapel Art Gallery in London gezeigt.


1979: Richter setzt die Arbeit an abstrakten Bildern fort und beginnt das erste von zwei Strich-Bildern [WVZ: 451, 452], Auftragsarbeiten für die neue Berufsbildende Schule in Soest, in Nordrhein-Westfalen.


14. März–22. April: Richters erste Einzelausstellung in Großbritannien: Gerhard Richter: Abstract Paintings in der Whitechapel Art Gallery, London, die von Nicholas Serota kuratiert wird. Zusätzlich zu den bereits in Eindhoven ausgestellten abstrakten Bildern werden Foto-Bilder, graue Bilder, die Serie Tourist und Vesuv-Landschaften gezeigt.


In der Whitechapel geht es besser als ich dachte, denn ich hatte zu Hause bei den Planungen Schwierigkeiten mit den nicht-musealen Räumen. Aber jetzt, wo alles hängt, gefällt es mir sogar etwas besser als in Eindhoven, irgendwie wirkt alles frischer und farbiger (und die Bilder lerne ich mit der Zeit immer besser verstehen).


[Elger 2008, S. 273]


Mai: Trennung von Ema; Richter zieht später im Jahr mit Isa Genzken zusammen.


2.–23. Oktober: Richter zeigt die Halifax-Zeichnungen als Teil der Gruppenausstellung Palermo / Mario Merz / Gerhard Richter in der Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf.




Faust (Ausschnitt), WVZ: 461, 1980

1980: Richter setzt seine Arbeit an den Strich-Bildern fort. Er schafft sein erstes abstraktes Rakelbild [WVZ: 456-1] und veröffentlicht das Künstlerbuch 128 Fotos von einem Bild [Edition: 56].


Er übernimmt gemeinsam mit Isa Genzken den Auftrag, die U-Bahn-Station König-Heinrich-Platz in Duisburg zu gestalten. Sie entwerfen eine Serie von farbigen Platten und Spiegeln. Aufgrund von baulichen Verzögerungen wird die Arbeit jedoch erst 1992 fertiggestellt.


Bei der Gesamtgestaltung gehen wir vom Silbergrau einer Edelstahlverkleidung für Wände, Säulen und alle sonstigen Einrichtungen aus. Dazu ergänzend und belebend sollen Verkleidungen in Emaille und Spiegelglas verwendet werden… Bei der künstlerischen Gestaltung haben wir weniger die für die Kunst-am-Bau-Dekorationen üblichen Stellen bevorzugt, sondern das Hauptgewicht auf die Bahnsteigebene gelegt.


[Beschreibung der Konzeption für die Gestaltung des U-Bahnhofes König-Heinrich-Platz 1980 in: Richter 2008, S. 116f.]


Juni–Oktober: Richter zeigt die großen Strich-Bilder [WVZ: 451 und 452] im Museum Folkwang in Essen (Juni–August) sowie dem Stedelijk van Abbemuseum in Eindhoven, Niederlande (September–Oktober).


1981: Er entwirft seine ersten Spiegel und malt das erste große „wilde“ abstrakte Bild. Er schafft eine Serie von Landschaftsbildern, die auf in Davos aufgenommen Fotografien basieren. Die Galerie Pieroni in Rom veröffentlicht die Edition Eis [Edition 58], ein Künstlerbuch, das Fotografien seiner Grönlandreise im Jahr 1972 beinhaltet.


Richter erhält den Arnold-Bode-Preis in Kassel.


Die Scheidung von Ema wird rechtskräftig.


17. Januar–8. März: Art Allemagne Aujourd’hui (Deutsche Kunst Heute), Musée d’art moderne de la Ville de Paris, Frankreich.


30. Mai–5. Juli: Richter stellt seine Spiegel-Arbeiten in einer Ausstellung mit Georg Baselitz in der Kunsthalle Düsseldorf vor.


Es war ein bisschen ein Spektakel. Wir waren ja beide ein bisschen berühmt damals, und es war, als müßte man uns beide mal zusammen in den Ring schicken.


[Elger 2008, S. 288]


15. Januar–18. März: Richters Arbeiten werden in der Gruppenausstellung A New Spirit in Painting in der Royal Academy of Arts, London gezeigt.




Kerze (Ausschnitt), WVZ: 511-3, 1982

1982: Richter schafft weitere abstrakte Bilder und Landschaften und beginnt Kerzen zu malen.


10. Januar–21. Februar: Richter stellt neue abstrakte Arbeiten in der Ausstellung Gerhard Richter: Abstrakte Bilder 1976 bis 1981 in der Kunsthalle Bielefeld aus; die Ausstellung wird im Anschluss vom 18. April–16. Mai im Mannheimer Kunstverein gezeigt.


19. Juni–28. September: Er zeigt auf der documenta 7 in Kassel fünf neue, großformatige abstrakte Bilder, u. a. Gelbgrün [WVZ: 492]. Die Arbeiten werden im Dialog mit Werken anderer Künstler, z. B. mit Claes Oldenburg und Robert Mangold, gezeigt.


Wenn wir einen Vorgang beschreiben, eine Rechnung aufstellen oder einen Baum fotografieren, schaffen wir Modelle; ohne sie wüssten wir nichts von Wirklichkeit und wären Tiere. Abstrakte Bilder sind fiktive Modelle, weil sie eine Wirklichkeit veranschaulichen, die wir weder sehen noch beschreiben können, auf deren Existenz wir aber schließen.


[Text für Katalog documenta 7 1982 in: Richter 2008, S. 121]


Juni: Heiratet Isa Genzken.


5. November–12. Dezember: Richter zeigt erstmals Kerzen-Bilder in der Max Hetzler Galerie, Stuttgart.


1983: Er malt abstrakte Bilder und Landschaften und arbeitet an Kerzen- und Schädel-Bildern.


Juli: Letzte Ausstellung in der Konrad Fischer Galerie in Düsseldorf. Richter zeigt abstrakte Bilder und Zwei Kerzen [WVZ: 523-1].




Troisdorf , WVZ: 572-2, 1985

Ende des Jahres zieht Richter von Düsseldorf nach Köln.


1984: Nach sechs Jahren wendet er sich wieder Aquarellen zu. Richter malt zudem Landschaften und abstrakte Bilder und experimentiert mit der Beziehung beider Motive.


Erste Trennung von Isa Genzken.


1. Januar–29. Februar: Ausstellung der abstrakten Bilder im Musée d’Art et d’Industrie, Saint-Etienne, Frankreich.


14. Januar–2. März: Erste Ausstellung der Aquarelle in der Galerie Thomas Borgmann, Köln.




Abstraktes Bild, WVZ: 584-1, 1985

28. September–2. Dezember: In der Ausstellung Von hier aus: Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf, Messegelände Düsseldorf werden abstrakte Bilder und Landschaften gezeigt. Dank der von Kasper König kuratierten Ausstellung gelingt Richter der Durchbruch auf dem internationalen Kunstmarkt.


12. Oktober–25. November: Seine Arbeiten sind Teil der Ausstellung Aufbrüche, Manifeste, Manifestationen: Positionen in der bildenden Kunst zu Beginn der 60er Jahre in Berlin, Düsseldorf und München in der Kunsthalle Düsseldorf.


1985: Er arbeitet an abstrakten Bildern und Landschaften.


Wird in Wien mit dem Oskar-Kokoschka-Preis ausgezeichnet.


5.–26. März: Von Sperone Westwater Gallery und Marian Goodman Gallery organisierte Doppelausstellung in New York. Dies ist Richters erste Ausstellung bei Marian Goodman.




Abstraktes Bild (Ausschnitt), WVZ: 610-1, 1986

1986: Richter arbeitet an abstrakten Bildern und Landschaften, von denen er einige überrakelt. Er entwirft weitere Spiegel und schafft zwei großformatige abstrakte Gemälde [WVZ: 601 und 602] im Auftrag der Victoria-Versicherungen.


18. Januar–23. März: Erste große Wanderausstellung Gerhard Richter: Bilder 1962–1985, die nach der Kunsthalle Düsseldorf und dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf auch in Berlin, Bern und Wien gezeigt wird.


Dezember: Nach 25 Jahren kehrt Richter erstmals nach Dresden zurück, um an der Eröffnung der Ausstellung Positionen: Malerei aus der Bundesrepublik Deutschland in der Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden teilzunehmen, in der einige seiner Arbeiten zu sehen sind (10. Dezember–12. Januar 1987).


13. Dezember–17. Januar 1987: In der Barbara Gladstone Gallery in New York zeigt er Arbeiten, die bis ins Jahr 1964 zurückreichen.


1987: Richter malt abstrakte Bilder und Landschaften und beginnt, erste Fotografien zu übermalen.


Februar: Er veröffentlicht seine Notizen anlässlich der Ausstellung Gerhard Richter: Arbeiten auf Papier 1983–1986, Museum Overholland in Amsterdam (20. Februar–20. April).


5. März–4. April: Eine Doppelausstellung wird in der Marian Goodman Gallery und der Sperone Westwater Gallery, New York ausgerichtet.


Oktober: Kasper König wird Direktor der Städelschule in Frankfurt am Main und beruft Richter als Gastprofessor. Richter tritt die Stelle im folgenden Jahr an.




Zelle (Ausschnitt), WVZ: 670, 1988

1988: Richter arbeitet an 18. Oktober 1977 [WVZ: 667-674], einem Zyklus über die Baader-Meinhof-Gruppe.


Einige Fotos lagen bei mir über Jahre wie etwas Unerledigtes. Schwer zu sagen wie es dazu kam, dass ich mich Ende 1987 wieder dafür interessierte, mir also weitere Fotos besorgte und die Idee bekam, das zu malen.


[Gespräch mit Jan Thorn-Prikker über den Zyklus 18. Oktober 1977 1989 in: Richter 2008, S. 230]


Richter malt Betty [WVZ: 663-5], ein Porträt seiner Tochter. Zudem stellt er abstrakte Bilder, eine Reihe von Stillleben und die Serie Blech [WVZ: 681/A-K und 681/1-30] fertig.


Richter erhält den Kaiserring – Kunstpreis der Stadt Goslar.


11. März–16. April: Gerhard Richter: The London Paintings in der Anthony d’Offay Gallery, London.


Anthony d’Offay wird für die nächsten zehn Jahre Richters wichtigster Galerist in Europa bleiben.


29. April–10. Juli: Erste große Retrospektive in Kanada und den Vereinigten Staaten in der Art Gallery of Ontario, Toronto. Weitere Stationen der Ausstellung sind das Museum of Contemporary Art in Chicago, das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington und das San Francisco Museum of Modern Art.


1989: Richter malt abstrakte Bilder und Landschaften.


12. Februar–9. April: Die erste Ausstellung der Werkgruppe 18. Oktober 1977 [WVZ: 667-674] im Museum Haus Esters in Krefeld löst Kontroversen in ganz Deutschland aus. Der Zyklus wird danach auch im Portikus in Frankfurt am Main gezeigt, zudem im Institute of Contemporary Art in London und als Teil einer umfassenden Ausstellung im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam, in der unter anderem auch graue und neue abstrakte Bilder zu sehen sind.


Die tödliche Realität, die unmenschliche Realität. Unsere Auflehnung. Ohnmacht. Scheitern. Tod. – Deshalb male ich diese Bilder.


[Notizen November 1988 (für die Pressekonferenz Februar 1989 – Museum Haus Esters, Krefeld), in: Richter 2008, S. 206]


20. Mai–28. August: Richters Arbeiten sind in der Ausstellung Art from Köln in der Tate Gallery, Liverpool zu sehen.


2. August–22. Oktober: Der Atlas wird in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München ausgestellt.


9. November: Fall der Berliner Mauer.




Abstraktes Bild (Ausschnitt), WVZ: 724-4, 1990

1990: Richter malt abstrakte Bilder, unter anderem die Serie Wald [WVZ: 731-734] sowie Porträts von Isa Genzken [WVZ: 717/5-7].


18. Oktober 1977 [WVZ: 667-674] wird in den USA im Saint Louis Art Museum, der Grey Art Gallery and Study Center in New York und der Lannan Foundation, Los Angeles sowie im Musées des Beaux-Arts, Montréal in Kanada gezeigt.


3.–24. Februar: Doppelausstellung in der Sperone Westwater Gallery und der Marian Goodman Gallery in New York, USA.


3. Oktober: Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland.


1991: Richter entwirft farbige und graue Spiegel, darunter auch eine Auftragsarbeit für die Hypovereinsbank in Düsseldorf. Außerdem arbeitet er an abstrakten Bildern.


30. Oktober–12. Januar 1992: Erste Retrospektive in Großbritannien in der Tate Gallery, London.


22. April–17. Juni: Gerhard Richter: Mirrors in der Anthony d’Offay Gallery in London. In der Ausstellung sind unter anderem Spiegel, 4 Glasscheiben [WVZ: 160], Zwei Skulpturen für einen Raum von Palermo [WVZ: 297-3] und Betty [WVZ: 663-5] zu sehen.




Blumen, WVZ: 764-2, 1992

1992: Richter arbeitet an abstrakten Bildern und grauen Spiegeln.


Er lernt Sabine Moritz, Studentin an der Düsseldorfer Kunstakademie, kennen.


13. Juni–20. September: Auf der DOCUMENTA IX werden Richters Arbeiten in einem holzgetäfelten Raum präsentiert. Es werden abstrakte Bilder, graue Spiegel sowie Blumen [WVZ: 764-2] gezeigt.


Juli – März 1993: Die Ausstellung Gerhard Richter: Sils, Nietzsche-Haus, Sils Maria präsentiert zum ersten Mal öffentlich Richters übermalte Fotografien als eigenständige Kunstwerke.


1993: Richter malt die Serie I.G. [WV: 790/1-5] und weitere abstrakte Bilder. Seine Notizen und Interviews werden unter dem Titel Gerhard Richter. Text veröffentlicht; Herausgeber ist Hans Ulrich Obrist.


Endgültige Trennung von Isa Genzken.


Die März-Ausgabe der Zeitschrift Parkett (Nr. 35) ist Richter gewidmet.


23. September–21. November: Die bis dahin größte Richter-Retrospektive ist im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris zu sehen. Die von Kasper König kuratierte Ausstellung reist im Anschluss nach Bonn, Stockholm und Madrid. Anlässlich der Ausstellung gibt Buchloh ein neues Werkverzeichnis heraus, in dem sämtliche vom Künstler anerkannten Gemälde bis zur Nummer 794-2 im Maßstab 1:50 abgebildet sind.


24. Oktober–21. November: Anlässlich der Ausstellung Gerhard Richter: Editionen 1965–1993 in der Kunsthalle Bremen wird ein von Hubertus Butin erarbeitetes Werkverzeichnis der Editionen herausgegeben.




Lesende, WVZ: 804, 1994

1994: Richter malt abstrakte Bilder und Porträts von Sabine Moritz: Lesende [WVZ: 799-1 und 804] und Kleine Badende [WVZ: 815-1].


Er tritt als Professor der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf zurück.


November: Er lernt den Kunsthistoriker Robert Storr kennen.


1995: Richter malt abstrakte Bilder, Blumenbilder sowie die Serie S. mit Kind [WVZ: 827/1-8].


Seine Schriften werden unter dem Titel The Daily Practice of Painting: Writings and Interviews, 1962–1993 auf Englisch veröffentlicht.


Richter erhält den Wolf-Preis in Jerusalem.


Das Museum of Modern Art in New York kauft den Zyklus 18. Oktober 1977 [WVZ: 667-674].


Richter heiratet Sabine Moritz, ihr gemeinsamer Sohn Moritz wird geboren.


25. Februar–27. April: Erste Ausstellung des Atlas in den USA in der Dia:Chelsea, Dia Art Foundation, New York.


1. Juni–4. August: Gerhard Richter: Painting in the Nineties in der Anthony d’Offay Gallery, London.


1996: Er malt abstrakte Bilder und Selbstporträts und benutzt erstmals Aluminium-Verbundplatten als Bildträger.


Geburt von Tochter Ella Maria.


Juni: Richter zieht in das neue, gemeinsam mit dem Architekten Thies Marwede entworfene Haus und Atelier in Hahnwald, Köln.


15. Juni–15. September: In der Ausstellung Gerhard Richter: 100 Bilder im Carré d’Art, Musée d’Art Contemporain de Nîmes wird erstmals die Serie S. mit Kind [WVZ: 827/1-8] gezeigt.


1997: Er malt abstrakte Bilder, Landschaften, Blumen, Demo [WVZ: 848-3], Torso [WVZ: 844-1] sowie Kopf (Skizze) [WVZ: 844-2].


Richter erhält den Goldenen Löwen der 47. Biennale in Venedig.


Er wird in Tokio mit dem Praemium Imperiale ausgezeichnet.


21. Juni–28. September: Richter zeigt den Atlas auf der documenta X in Kassel.


7. September–11. Januar 1998: Betty [WVZ: 663-5] und 18. Oktober 1977 [WVZ: 667-674] werden in der Ausstellung Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land im Martin-Gropius-Bau, Berlin gezeigt.




Abstraktes Bild, Rhombus, WVZ: 851-1, 1998

1998: Er malt abstrakte Bilder, die Serie Rhombus [WVZ: 851/1-6] und Seestücke.


Richter wird mit mehreren Kunstpreisen ausgezeichnet, unter anderem erhält er den Wexner-Preis und den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Außerdem ernennt ihn die American Academy of Arts and Letters zu ihrem Foreign Honorary Member.


August: Richter erleidet in seinem Atelier einen Schlaganfall.


11. September–22. Oktober: Die Serie Rhombus [WVZ: 851/1-6] und abstrakte Bilder von 1994–98 werden in der Anthony d’Offay Gallery in London ausgestellt.


16. Dezember–14. März 1999: Der Atlas und seine Bilder, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München.


1999: Er malt abstrakte Bilder und Landschaften.


Anfang 1999: Installation von Richters Schwarz, Rot, Gold [WVZ: 856] im Foyer des Reichstagsgebäudes in Berlin, das anlässlich der Wiedervereinigung Deutschlands renoviert wurde.


Ich hatte ja nicht den Auftrag, die deutsche Flagge darzustellen, mich hatte das Thema gereizt, obwohl es Palermo gegeben hatte und diese berühmte Jasper-Johns-Flagge. Ich hatte mir auch mal eine 1 x 1 m große Version der Flagge ins Wohnzimmer gehängt; das funktionierte aber nicht, es war zu penetrant, dieses Schwarz-Rot-Gold immer sehen zu müssen.


[Interview mit Hans Ulrich Obrist, November 2006 in: Richter 2008, S. 536]


9. September–4. November: Gerhard Richter: The Complete Editions, Anthony d’Offay Gallery, London.




Moritz (Ausschnitt), WVZ: 863-1, 2000

2000: Er malt abstrakte Bilder, Blumen, Hofkirche, Dresden – ein Selbstporträt mit Buchloh [WVZ: 865-3] – sowie mehrere Porträts seines Sohnes Moritz [WVZ: 863/1-3].


Richter arbeitet an Editionen mit dem Titel Bridge 14 FEB 45 [Edition: 113-115]. Als Vorlage dient eine Luftaufnahme, die das am 14. Februar 1945 von den Alliierten zerstörte Köln zeigt.


Mir hatte ein netter Drucker ein 60 Jahre altes Foto geschenkt, das mich sehr faszinierte. Eine Luftaufnahme vom Februar ’45 der US-Air-Force vom südlichen Stadtteil Kölns, mit einer zerstörten Brücke und mit unzähligen Bombentrichtern.


[Interview mit Hans Ulrich Obrist, November 2006 in: Richter 2008, S. 537]


26. Juli: Er liest den Artikel Erster Blick in das Innere eines Atoms in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der von einer undeutlichen Abbildung illustriert wird. Diese dient Richter später als Vorlage für Erster Blick [Edition: 112].


22. September–5. November: Die Wanderausstellung Übersicht, die eine Auswahl von Richters Editionen zeigt, beginnt im Institut für Auslandsbeziehungen e.V., Stuttgart und wird im Anschluss an 50 verschiedenen Orten in der ganzen Welt gezeigt.


2001: Er malt abstrakte Bilder und Juist [WVZ: 875-1] und schafft die Spiegelarbeit Acht Grau [WVZ: 874/1-8].


10. Juni–4. November: Richter zeigt die Rhomben [WVZ: 851/1-6] auf der 49. Biennale von Venedig.


11. September: Mit vier Passagierflugzeugen wird eine Anschlagsserie der Terroristengruppe Al-Qaida auf die USA ausgeführt. Der Anschlag auf das World Trade Center in New York wird einige Jahre später zum Gegenstand des Bildes September [WVZ: 891-5].


Dezember: Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Köln.


2002: Er entwirft Arbeiten aus Glas (z. B. Glasscheibe [WVZ: 876-1] und 4 stehende Scheiben [WVZ: 877-1]).




Silikat (Ausschnitt), WVZ: 885-1, 2003

Richter wird vom Metropolitankapitel der Hohen Domkirche zu Köln eingeladen, ein neues Glasfenster für das Südquerhaus zu entwerfen. Das vorherige Fenster wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört.


14. Februar–20. Mai: Die von Robert Storr kuratierte Retrospektive Forty Years of Painting beginnt im Museum of Modern Art, New York. Die Ausstellung wird im Anschluss im Art Institute of Chicago, im San Francisco Museum of Modern Art und dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington gezeigt.


2003: Er malt die Silikat-Bilder [WVZ: 883-7, 885/1-4], graue Bilder, Sils Maria [WVZ: 882-1] und entwirft 11 Scheiben [WVZ: 886/1-2].


6. Dezember–14. März 2004: Der Atlas wird in der Whitechapel Art Gallery, London gezeigt.




September (Ausschnitt), WVZ: 891-5, 2005

2004: Richter malt abstrakte Bilder und Landschaften. Außerdem arbeitet er an Strontium [WVZ: 888] sowie weiteren Versionen der 11 Scheiben [WVZ: 886/3-5]. Er entwirft das Künstlerbuch War Cut [Edition: 124 und 125], das 216 Details von Abstraktes Bild [WVZ: 648-2] und Textausschnitte über den Irak-Krieg aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zusammenführt.


August: Das Albertinum, Galerie Neue Meister, Dresden widmet Richters Arbeiten drei Räume.


2005: Er malt eine zweite Wald-Serie [WVZ: 892/1-12] und September [WVZ: 891-5].


Das Gerhard Richter Archiv wird in den Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden eingerichtet.




Haggadah (Ausschnitt), WVZ: 895-10, 2006

4. Februar–29. Mai: Gerhard Richter: Image after Image, Louisiana Museum of Modern Art, Humblebæk, Dänemark.


12. Februar–16. Mai: Bedeutende Retrospektive im K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Anlässlich der Ausstellung wird ein weiteres Werkverzeichnis von Richters Arbeiten veröffentlicht, das die Jahre 1993 bis 2005 umfasst.


17. November–14. Januar 2006: Die Marian Goodman Gallery, New York zeigt die Silikat-Bilder [WVZ: 883-7, 885/1-4] sowie die Wald-Serie [WVZ: 892/1-12].


2006: Richter malt die Cage-Serie [WVZ: 897/1-6], weiße Bilder und Haggadah [WVZ: 895-10].


Sohn Theodor wird geboren.




4900 Farben (Ausschnitt), WVZ: 902, 2007

2007: Das Kölner Domfenster [WVZ: 900] wird fertiggestellt. Richter entwirft die Serie 25 Farben und malt ein Porträt seiner Tochter Ella [WVZ: 903-1].


25. August: Weihe des von seinen frühen Farbentafeln inspirierten Kölner Domfensters [WVZ: 900], das aus rund 11.500 handgefertigten Glasquadraten in 72 Farben besteht. Aus diesem Anlass zeigt das Museum Ludwig in Köln die Ausstellung Gerhard Richter: Zufall – 4900 Farben und Entwürfe zum Kölner Domfenster.


Anfang 2002 legte mir die Dombaumeisterin nahe, Entwürfe für die Glasgestaltung des Südfensters zu machen. Vorgabe war die Darstellung von 6 zeitgemäßen Märtyrern. Ich war natürlich sehr beeindruckt von diesem ehrenvollen Antrag, musste aber sehr bald feststellen, dass ich dieser Aufgabe überhaupt nicht gewachsen bin. Nach einigen vergeblichen Versuchen, mich dem Thema zu nähern, und im Begriff die Sache definitiv aufzugeben, geriet mir eine große Abbildung meines 4096-Farben-Bildes auf den Tisch. Ich legte die Schablone des Maßwerkes darüber und sah, dass es nur so gehen könnte. Der Dombaumeisterin schrieb ich daraufhin, dass ich den Vorschlägen des Domkapitels nicht entsprechen könnte, dass ich ihr aber trotzdem einen Entwurf zuschicke, der für mich die einzig mögliche Gestaltung darstellt.


[Notizen zur Pressekonferenz, 28. Juli 2006 in: Richter 2008, S. 527]


10. Juni–21. November: Cage [WVZ: 897/1-6] wird auf der 52. Biennale in Venedig gezeigt.




Sindbad (Ausschnitt), WVZ: 905-9, 2008

2008: Richter malt abstrakte Bilder und schafft Sindbad [WVZ: 905/1-100], eine Serie von einhundert Hinterglasmalereien.


19. Januar–4. Mai: Gerhard Richter: Bilder aus privaten Sammlungen im Museum Frieder Burda, Baden-Baden. Die Ausstellung wird im Anschluss in der Royal Scottish Academy in Edinburgh gezeigt.


26. Januar–1. März: Das Gemälde September [WVZ: 891-5] wird in der Marian Goodman Gallery in Paris erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.


Februar: Die Cage-Bildern [WVZ: 897/1-6] bekommen einen eigenen Raum in der Tate Modern, London gewidmet.


23. September–23. November: Gerhard Richter: 4900 Colous, Serpentine Gallery, London. Diese Arbeit, die die ganze Galerie umfasst, besteht aus 196 Tafeln, die wiederum jeweils aus 25 farbigen Quadraten aufgebaut sind. Das Werk kann in insgesamt 11 verschiedenen Varianten angeordnet werden.


17. Oktober–18. Januar 2009: Ausstellung der übermalten Fotografien im Museum Morsbroich, Leverkusen.


2009: Richter malt abstrakte Bilder. Mehrere wichtige Ausstellungen finden statt, darunter:


30. Januar–3. Mai: Gerhard Richter: Retrospektive, Albertina, Wien.


26. Februar–31. Mai: Gerhard Richter: Portraits, National Portrait Gallery, London.


27. Februar–17. Mai: Gerhard Richter: Abstrakte Bilder, Haus der Kunst, München.


7. März–1. Juni: Richter en France, Musée de Grenoble, Frankreich.


7. November–9. Januar 2010: Gerhard Richter: Abstract Paintings, Marian Goodman Gallery, New York.


2010: Richter setzt seine Arbeit an Hinterglasbildern fort.


Juni: Wiedereröffnung des Albertinum in Dresden, das Richters Arbeiten zwei Räume widmet.


Er fertigt die Serien Perizade [WVZ: 916/1-12] und Ifrit [WVZ: 915/13-26] an, die wie die frühere Serie Sindbad [WVZ: 905/1-100] mit Lack auf der Rückseite von Glas ausgeführt sind.




Strip (Ausschnitt), WVZ: 920-1, 2011

2011: Die ersten Strip Bilder [WVZ: 919-2 – 930-7] entstehen, die Richter in den folgenden Jahren weiterentwickelt. Sie entstehen durch die digitale Teilung, Spiegelung und kontinuierliche Wiederholung von einem von Richters Abstrakten Bildern [WVZ: 724-4]. Dieser Prozess ist im Künstlerbuch Patterns detailliert aufgeführt.


5. Februar–15. Mai: Gerhard Richter: Bilder einer Epoche, Bucerius Kunst Forum, Hamburg.


6. Oktober–8. Januar 2012: Gerhard Richter: Panorama, Tate Modern, London. Dies ist die erste Station der Ausstellung, die danach noch in der Neuen Nationalgalerie, Berlin (12. Februar–13. Mai 2012) und im Centre Georges Pompidou, Paris (6. Juni–24. September 2012) gezeigt wird.


23. September-3. November: Gerhard Richter: Painting, Marian Goodman Gallery, Paris.


8. September: Der Film Gerhard Richter Painting von Corinna Belz feiert seine Uraufführung. Das kinematografische Portrait über Richter dokumentiert seinen Arbeitsprozess besonders eindrücklich und ausführlich. Belz hatte den Künstler schon 2007 für eine Dokumentation über das Domfenster filmisch begleitet.


2012: Mehrere große Ausstellungen, die einen Überblick über Richters Werk verschaffen, werden in ganz Europa gezeigt, darunter die umfassende Retrospektive Panorama, die nach London auch nach Berlin und Paris reist.


4. Februar-22. April: Gerhard Richter: Atlas, Lipsiusbau, Dresden. Die bis dahin vollständige Sammlung von 783 Tafeln von Richters umfassend zusammengestelltem Quellenmaterial wird gezeigt.


7. Juni-17. September: Gerhard Richter. Dessins et aquarelles 1957-2008, Musée du Louvre, Paris. Im Zusammenhang mit der Ausstellung Panorama werden im Louvre einige von Richters Aquarellen und Zeichnungen gezeigt. Es ist nicht nur das erste Mal, dass seine Zeichnungen in Frankreich zu sehen sind, sondern auch das erste Mal, dass das graphische Werk eines zeitgenössischen Künstlers im Louvre ausgestellt wird.


2013: Richter setzt sich erneut mit dem Medium Glas auseinander und schafft die Skulpturen 7 Scheiben (Kartenhaus) [CR: 932] und 12 Scheiben (Reihe) [CR: 931-2].


12. März–08 September: Gerhard Richter. Elbe, November und andere. Eine Präsentation im Rahmen der Sammlung, Museum Ludwig, Köln.


14. September–5. Januar 2014: Gerhard Richter. Streifen und Glas, Galerie Neue Meister, Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden. Die Strips [WVZ: 919-2 – 930-7] werden hier das erste Mal öffentlich präsentiert. Diese Ausstellung wird im darauffolgenden Jahr in leicht veränderter Form auch im Kunstmuseum Winterthur, Winterthur (18. Januar-21. April 2014) präsentiert.


23. Oktober–9. Februar 2014: Gerhard Richter: Atlas – Mikromega, Kunstbau München, München. Alle 802 Tafeln des Atlas werden präsentiert, auch um die Erweiterung des Werkes deutlich zu machen seit das Lenbachhaus es 1996 erworben hat.




7 Scheiben (Kartenhaus), WVZ: 932, 2013

2014: Richter beginnt, an vier abstrakten Bildern zu arbeiten, die er später in Birkenau [WVZ: 937/1-4] umbenennt. Diese basieren auf Fotografien von Gefangenen des Konzentrationslagers Birkenau, die er minutiös auf die Leinwand überträgt und anschließend abstrakt übermalt.


18. Mai–7. September: Gerhard Richter: Bilder/Serien, Fondation Beyeler, Basel-Riehen. Die Ausstellung konzentriert sich auf die vielen Serien und Variationen von Motiven, die im Werk von Gerhard Richter zu finden sind. Im Zusammenhang mit dieser Ausstellung beginnt Richter seine Serie der Doppelgrau-Spiegel [WVZ: 935/1-4], die in Basel erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.


14. November–22. Februar 2015: Gerhard Richter. Ausschnitt, Neues Museum, Nürnberg. Die Ausstellung findet anlässlich der Dauerleihgabe von 27 Werken Gerhard Richters aus der Sammlung Böckmann an das Neue Museum Nürnberg statt. Das Neue Museum verfügt somit über die weltweit drittgrößte Sammlung an Richterwerken.




Birkenau (Ausschnitt), WVZ: 937-1, 2014

Es zeigt zum Beispiel die Aufnahme von einem KZ-Hof, und die Leute laufen da ganz friedlich rum und wenden Leichen. Das sieht man aber erst, wenn man sehr genau hinguckt. Zunächst wirken sie wie nette Gartenarbeiter. Es gibt da einen wahnsinnigen Kontrast zwischen dem Inhalt und dem Erscheinungsbild.


[Gespräch zwischen Gerhard Richter und Nicholas Serota, Frühjahr 2011, in: Mark Godfrey, Nicholas Serota: Gerhard Richter. Panorama – Retrospektive, 2011, S. 25]


2015: Richters neue abstrakte Bilder werden bei Wako Works of Art in Tokio präsentiert.


28. Februar–27. September: Die beiden Richter gewidmeten Räume im Albertinum werden unter Mitarbeit Richters neu arrangiert und die Bilderfolge Birkenau [WVZ: 937/1-4] zum ersten Mal ausgestellt (noch unter dem Titel Abstraktes Bild).


9. Juli–19. Juli: Richter/Pärt, The Whitworth Art Gallery, Manchester. Im Zuge des Manchester International Festival kooperiert Richter mit dem estnischen Komponisten Arvo Pärt. Dieser komponiert ein Chorstück, das während der 10 Tage währenden Veranstaltung fortlaufend vor Reproduktionen von Birkenau [WVZ: 937/1-4] und vier von Richters Doppelgrau-Spiegeln [WVZ: 935/1-4] aufgeführt wird.


Egal ob es drei oder zwölf Bilder sind, sie entstehen alle auf einmal, sie sind auch zu jedem Zeitpunkt gleich weit fortgeschritten. Und jede Änderung auf der einen Leinwand verursacht eine Änderung auf den anderen. Bis sie alle auf einmal fertig sind.



[Interview mit Hans Ulrich Obrist, in: Hans Ulrich Obrist: Gerhard Richter. BILDER/SERIEN, 2014, S. 98]



2016: Richter beginnt, neue abstrakte Bilder zu malen.



Auf der japanischen Insel Toyoshima wird ein Pavillon eröffnet, der das Werk 14 Glasscheiben für Toyoshima (der Vergeblichkeit gewidmet) [WVZ: 931-3] als permanente Installation beherbergt.



7. Mai–25. Juni: Gerhard Richter: Paintings and Drawings, Marian Goodman Gallery, New York.



16. September: Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens führt das Ensemble Musikfabrik ein Konzert mit speziell komponierter Musik auf. Richter, der seit 2009 Mitglied des Kuratoriums ist und seit 2014 die Cover für die jährlich erscheinenden CDs des Ensembles entwirft, war mit seinen abstrakten Bildern ebenfalls Teil der Veranstaltung. Diese wurden digital zerlegt und zu einem 32-minütigen Film zusammengeschnitten, der die Aufführung der von Markus Schmickler komponierten Musik begleitete.



Aber das Malen ist mein Beruf, weil ich die meiste Lust dazu hatte und habe. Und ich bin ja nun alt genug, komme aus einer anderen Tradition, ich kann eigentlich gar nichts anderes. Und ich bin immer noch gänzlich überzeugt, dass das Malen zu unseren Grundeigenschaften gehört, so wie Tanzen und Singen, Sinn macht, bestehen bleibt, als eine Eigenschaft.



[Gespräch zwischen Gerhard Richter und Nicholas Serota, Frühjahr 2011, in: Mark Godfrey, Nicholas Serota: Gerhard Richter. Panorama – Retrospektive, 2011, S. 15]



2017: Anlässlich von Richters 85. Geburtstag werden mehrere große Einzelausstellungen in der ganzen Welt organisiert, so beispielsweise in Prag, Köln, Essen, Gent und Moskau, die sich auf verschieden Aspekte seines Schaffens von den frühen Arbeiten bis zu den neuesten Abstraktionen konzentrieren. Eine große Ausstellung in Brisbanes Gallery of Modern Art ist Richters erste Soloschau in Australien.



28. August: Die Gedenkstätte Großschweidnitz erhält eine fotografische Version von Tante Marianne [WVZ: 87] als Dauerleihgabe geschenkt, um die Veröffentlichung einer Datenbank von Opfern des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten herauszustellen. Richters Tante Marianne Schönfelder war 1938 wegen Verdachts auf Schizophrenie zwangseingewiesen worden und starb am 16. Februar 1945 in Großschweidnitz.



Die Zusammenarbeit zwischen dem Gerhard Richter Archiv und dem Künstler, die seit 2005 besteht, wird vertraglich geregelt und erweitert.



5. September: Der Reichstag in Berlin erhält eine fotografische Version der Birkenau-Gemälde [WVZ: 937/1-4], die in der Eingangshalle gegenüber von Richters früherem Werk Schwarz, Rot, Gold [WVZ: 856] aufgehängt werden.



2018: 3. Februar: Die Oper Queensland in Australien führt Reprise auf, ein Abendprogramm deutscher Musik, zu der auch eine Reihe eigens komponierter Lieder von Paul Grabowsky gehören, die als Antwort auf die Ausstellung Gerhard Richter: The Life of Images in Brisbanes Gallery of Modern Art entstanden.



Juni: Richter schenkt der Stadt Münster ein Foucaultsches Pendel und 4 hochrechteckige bunte Spiegel, die in der ehemaligen Dominikanerkirche installiert werden, die am 12. November 2017 profaniert wurde. Richters Wünschen entsprechend wird die Kirche nicht zu einem Museum werden, sondern als Veranstaltungsort für Vorträge, Konzerte, Lesungen und ähnliche Veranstaltungen genutzt werden.



8. Juni: Richter wird in Dresden der Europäische Kulturpreis Taurus für sein künstlerisches Lebenswerk verliehen.

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